Herausforderung und Chancen für Erwerbspersonen 50+ auf dem Arbeitsmarkt
Lernbereitschaft, berufliche Flexibilität sowie der Aufbau und Erhalt von arbeitsmarkt-relevanten Kompetenzen sind Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt bei Erwerbspersonen 50+. Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Arbeitsmarktbeobachtung AMOSA im Auftrag von zehn Kantonen zur Situation von älteren Stellensuchenden im Arbeitsmarkt.
Eine Arbeitslosigkeit ist für viele Stellensuchende ein einschneidendes Ereignis. Ältere Arbeitnehmende sind häufig mit erschwerten Bedingungen auf dem Stellenmarkt konfrontiert. Es dauert in der Regel länger, bis sie wieder Fuss fassen können und oftmals ist dies mit dauerhaften Erwerbseinbussen verbunden.
Selbsteinschätzung der Stellensuchenden
Für die Studie wurden rund 750 Stellensuchende zu ihrer Arbeitslosigkeit und Stellensuche befragt. Dabei wurden die Stellensuchenden gebeten, Einschätzungen zu ihren Kompetenzen und Fähigkeiten im Hinblick auf die Anforderungen im Arbeitsmarkt zu beurteilen. Für die persönlichen und fachlichen Kompetenzen stellen sich ältere Stellensuchende ein gutes Zeugnis aus. Trotz positiver Wahrnehmung der Arbeitsmarktfähigkeit beurteilten sie hingegen ihre Stellenchancen deutlich pessimistischer als jüngere. Ihre Einflussmöglichkeiten auf eine erfolgreiche Bewerbung schätzen sie entsprechend geringer ein als Jüngere und fühlen sich in ihrer Stellensuche häufiger ratlos und resigniert.
Einschätzung seitens der Arbeitgebenden
Die positive Einschätzung der Arbeitsmarktkompetenzen älterer Erwerbspersonen teilen auch die Arbeitgeber. Besondere Stärken sehen die Arbeitgeber in der beruflichen Erfahrung und im Fachwissen von älteren Erwerbspersonen. Aber auch in Bezug auf diverse Softfaktoren – wie z.B. Führungserfahrung, Verantwortungsbereitschaft oder Durchsetzungsvermögen, schätzen die Arbeitgeber ihre ältere Belegschaft stärker ein als die jüngere. Mögliche Knackpunkte für die Rekrutierung von älteren Stellensuchenden stellen aus Sicht der Arbeitgeber einzig mangelnde Informatikkenntnisse, eine etwas tiefere Lernbereitschaft und eine geringere berufliche Flexibilität von älteren Arbeitskräften dar. Gerade diese Faktoren, sowie der Aufbau und Erhalt arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen, stellen aber in einem sich rasch wandelnden Arbeitsmarkt zentrale Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt dar.
Geteilte Verantwortung beim Handlungsbedarf
Der Handlungsbedarf beim Thema der älteren Erwerbspersonen und Stellensuchenden wurde politisch erkannt. Mit den 2021 in Kraft tretenden Überbrückungsleistungen und den verbesserten Möglichkeiten zum Verbleib in der Pensionskasse sowie dem Impulsprogramm des Bundes zur besseren Wiedereingliederung von schwer vermittelbaren und älteren Stellensuchenden bestehen verschiedene Ansatzpunkte. Darüber hinaus verfügen alle AMOSA-Kantone über ein breites Instrumentarium an spezifischen Kursen, Coaching-Angeboten und Mentoring-Programmen, um Stellensuchende aller Altersklassen bei ihrer Reintegration gezielt und bedarfsorientiert zu unterstützen.
Dennoch identifizieren die AMOSA-Kantone punktuellen Handlungsbedarf. Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Kompetenzanforderungen im Arbeitsmarkt rasant. Mehrere Kantone haben bereits begonnen, ihr Angebot an arbeitsmarktlichen Massnahmen zur Förderung von ICT-Skills zu stärken. Der rasante Wandel auf dem Arbeitsmarkt und die damit verbunden steigenden Bildungsanforderungen bedeuten für Stellensuchende aller Altersklassen eine grosse Hürde.
Um insbesondere die Integrationschancen von Geringqualifizierten zu verbessern, tritt deshalb die Frage nach Umschulungen und Höherqualifizierungen von Stellensuchenden vermehrt in den Fokus. Gefordert sind dabei sowohl die Betroffenen selbst als auch die Arbeitgeber und die öffentliche Hand. Diese Herausforderungen gilt es im Verbund anzugehen.
Die ausführlichen Ergebnisse der Studie und weitere ergänzende Arbeitsberichte können auf der AMOSA Webseite eingesehen werden.